Aufklärung
Montag 05 Aug 2024
Es ist ein Kreuz mit dieser Aufklärung. Seitdem in den Geschichtsbüchern steht, dass die Aufklärung in Europa stattgefunden habe, meinen die Leute in Europa, dass sie davon auch selbst betroffen seien. Sie hören in Schulen Lehrern zu, sie gucken Fernsehen, die Leute, sie lesen Zeitung und Wissenschaftsjournale, sie schauen Internetfilmchen, hören Wissenschaftler reden und meinen, weil sie es gehört haben, seien sie nun auch aufgeklärt und wissend. Welch Irrtum!
In der Regel glauben bzw. vertrauen die Leute dem, was sie hören, lesen oder sehen. Und so ist es und nicht mehr: Glauben und Vertrauen. Die Leute können daher überwiegend nur als Gläubige und Vertrauende durch die Welt laufen.
Unglücklicherweise halten sich viele Leute aber irrtümlich für wissend, also "Kenner der Wahrheit".
Und wenn dann so ein "Kenner der Wahrheit" auf einen anderen "Kenner der Wahrheit" trifft, und beide meinen, es könne nur eine Wahrheit geben, ja dann ... Nun, das haben die Menschen schon ganz oft durchgespielt, oft mit großen Menschenschlachtereien, die sie Kriege nennen.
Das Blöde ist nun, dass so ein "Kenner der Wahrheit" nicht aus der Geschichte eines Glaubenskrieges lernen kann, weil er sich selbst ja nicht als Gläubigen wahrnimmt. Also muss er noch mal da durch. Leider, leider.
Es sei denn, der "Kenner der Wahrheit" geht in sich und prüft mit den Mitteln der Aufklärung, was er von seiner Wahrheit tatsächlich und selbst beweisen kann. Wohlgemerkt: er selbst, nicht irgendwer im Fernsehen oder Internet.
Wenn er dann erkennt: Aha, diesen oder jenen Aspekt kann ich ja gar nicht beweisen, also glaube ich ihn ja nur, na sowas. Und wenn das so ist, dann nehme ich das Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges, ohne den Dreißigjährigen Krieg selbst schlagen zu müssen: Jeder darf in seinem Gebiet, das er beherrscht, auch glauben, was er will.
Dieser Grundsatz gilt auch in der Mediation: Jeder verhandelt, wofür er selbst zuständig ist. Er spricht für seine Interessen, er macht seine Angebote, spricht seine Bitten. Und vor allem: Er erschlägt den anderen nicht mit seiner "Kenner-Wahrheit".